#Gemeinsam stark

Wissen hilft, Aufklärung hilft besser.

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Ich beschäftige mich seit etwa 5 Jahren mit psychischen Krankheiten und diversen Behinderungen – insbesondere mit Autismus und neuerdings mit dem Ehlers Danlos Syndrom.

Ich habe mir unzählige Videos auf Youtube dazu angesehen, ganz Wikipedia dazu abgegrast, selbst Fachartikel von Ärzten dazu gelesen und sogar Betroffene persönlich gesprochen, um ihre eigene Sichtweise erfahren zu können. Mittelerweile bin ich ein kleiner Experte in diesem großen Gebiet der Psychologie und Behinderungen geworden. Man nannte mich spaßeshalber sogar schon „Kleiner Professor“, da ich zu fast jedem Thema irgendetwas wusste.

Doch eines wusste ich nie. Wie kann man diesen Menschen eine Hilfe sein? Wie kann man die Barrieren abbauen, an denen sie immer wieder scheitern? Wie schafft man Barrierefreiheit für diese besonderen und tollen Menschen?

Auf diese Antwort kam ich erst sehr spät als ich begann mit Begeisterung den Blog Quergedachtes zu lesen. Dies war auch der Grund, warum ich selbst begann einen Blog aufzumachen und zu gestalten.

Einem Rollstuhlfahrer sieht man seine Behinderung an und man erkennt auch ganz leicht die Barrieren, die er im alltäglichen Leben hat. Daher begann man nach und nach Gebäude behindertengerecht zu bauen. Rampen, spezielle Toiletten, niedrigere Tresen und vieles mehr, was das Leben für einen Rohlstuhlfaher um einiges erleichtert. Das selbe machte man auch für Blinde. Heute gibt es wohl keine Ampel in Deutschland mehr ohne akustisches Signal für Grün, so dass auch Blinde wissen, wann sie die Straße gefahrlos passieren können. Ebenso trainiert man Blindenhunde, die dem Blinden eine große Hilfe im Alltag sind.

Aber als ich mich mit dem Thema Autismus befasst habe, bemerkte ich mehr und mehr, dass man jenen ihre Behinderung nicht ansieht und sie im Alltag keine Barrierefreiheit zugestanden bekommen. Wenn ich von Menschen höre, die nicht mal ihren Einkauf an Nahrungsmitteln machen können, weil sie die Reizflut in Supermärkten nicht ertragen können, dann schockiert mich das sehr. Dabei wäre es doch so leicht, auch jenen Menschen ihren Alltag in der Öffentlichkeit um einiges zu erleichtern. Was spricht dagegen, wenn beispielsweise Supermärkte zu bestimmten Zeiten so still zu sein haben, wie es in Bibliotheken rund um die Uhr selbstverständlich ist? Warum macht man das nicht? Warum bemüht sich der Staat und die Gemeinden nicht darum, ebenso die Barrieren für Autisten zumindest erst einmal etwas abzuschwächen? Dies muss ja nicht von heute auf morgen gehen. Autisten sind zwar keine Neuerscheinung, man weiß über die Probleme, die jene eben haben, schon spätestens seit Temple Grandin sehr gut bescheid, aber wenn nicht jetzt, wann dann endlich mal damit anfangen, Barrieren abzubauen?

Oder weiß man doch nicht darüber bescheid?

Wenn ich Menschen mit dem Thema Autismus konfrontiere, bemerke ich, dass sie offensichtlich doch nichts oder nur Klischees darüber kennen.

„Autisten? Das sind doch die, die nicht sprechen können!“

„Autismus? Das ist doch dieser Rainman. Sind nicht sehr intelligent, aber in einer Sache übermenschlich gut.“

Und so weiter…

Unter Ärzten scheint es nicht viel besser zu sein. Die meisten wissen wahrscheinlich über Fortbildungen, dass es Autismus gibt, aber wirklich fundiertes Wissen darüber und auch Verständnis für Betroffene scheinen sie nicht zu haben. Für eine Diagnose müssen in aller Regel Spezialisten herhalten, also ein normaler Psychologe oder Psychiater von neben an reicht dafür nicht aus. So müssen Betroffene teilweise hunderte von Kilometer weit in eine größere Stadt fahren, um an diese Autismus-Spezialisten zu gelangen.

Noch eine weitere unnötige Barriere. Ich weiß nicht, ob es jedem Autisten so ergehen muss, aber ich kann mir gut vorstellen, dass eine Reise von um die 200-300 km in eine fremde Stadt schon sehr überlastend sein kann. Wenn man dann auch noch fremde Menschen in einer fremden großen Klinik um sich hat, dann ist ein Overload schon fast vorprogrammiert. Damit schafft man dem erwachsenen Autisten also selbst dadurch schon eine rießige kaum überwindbare Barriere. Das alles nur, um überhaupt an eine offizielle Diagnose gelangen zu können. Wenn man jedoch keine erhalten kann, weil die Barriere dafür zu groß ist, bekommt man auch in weiteren Dingen keine dem Autismus entsprechende Hilfe.

Leicht stelle ich mir das für einen Autisten in keinster Weise vor, da jene definitiv aufgrund vieler Barrieren täglich viel kämpfen und sich großen Belastungen aussetzen müssen, nur um von anderen Menschen als banal eingestufte Dinge meistern zu können.

Nun habe ich mir aber Gedanken dazu gemacht, wie man im ersten Schritt für Barrierefreiheit vor allem für Autisten kämpfen sollte. Wie bereits genannt fand ich die Antwort auf dem Blog Quergedachtes.

Aufklärung ist das Stichwort.

Aleksander erklärt in ihrem Blog seit über einem Jahr ihren Autismus. Sie benennt die Dinge so, wie sie sind, und eröffnet allen unwissenden Menschen ihre eigene Welt. Sie räumt ebenso mit einigen Klischees auf, wie mit diesem, dass Autisten in ihrer „eigenen Welt“ leben würden. Autisten leben doch auch in dieser Welt, in der wir alle leben. Das sollte eigentlich logisch sein, oder etwa nicht?

Genau das, was und wie sie es macht, ist der erste Schritt in Richtung Barrierefreiheit. Hätte sie nicht den Mut gehabt, über ihr Leben so offen zu schreiben, was jeder Mensch auf der Welt lesen kann, dann wäre ich sicherlich nicht so schnell auf diese entscheidende Antwort gekommen und wüsste heute definitiv einiges über Autismus nicht.

Sie macht es richtig, und das sollten wir alle auch machen. Wir sollten uns ein Vorbild an Aleksander nehmen. Sprecht darüber, benennt die Barrieren, zeigt eure Gefühle und die eurer Nächsten, brecht das Schweigen, egal wie, ob mit Musik, Worten oder Bildern. Hauptsache ist, dass man die Menschen da draußen über diese Dinge aufklärt, damit die Masse darüber bescheid weiß. Erst dann ist meiner Ansicht nach der Weg zur Barrierefreiheit in den ersten Schritten gebahnt worden.

Verbreitet die Botschaft in die ganze Welt. Seid so wie einst Martin Luther und verändert die Welt. Denn eure Stimme ist entscheidend. Auch wenn sich durch eigene Taten gefühlt nichts verändert, Veränderungen brauchen eben ihre Zeit. Man sollte also nicht den Mut verlieren, wenn sich Anfangs ein großer Brocken keinen Millimeter bewegt. Doch wenn er einmal rollt, dann rollt er alleine bis ins Tiefe Thal, wo die Menschen ihre Siedlungen haben und diesen Brocken nun auch erkennen können. (Das ist natürlich nur metaphorisch gemeint!)

In diesem Sinne hoffe ich, auch mit diesem Blogpost zumindest einen einzigen Menschen ein klein wenig zum Nachdenken gebracht zu haben.

 

Dies ist ein Beitrag, welcher dem Thema der Blogger Thementage gewidmet ist.       Vielen Dank an Aleksander für dieses tolle Projekt!

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