2013Archiv

Hilfe für Tiere mit Behinderungen.

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Im Rahmen der diesjährigen Blogger Thementage verfasse ich nun diesen und zwei weitere Blogpost zu den entsprechenden Themen unter dem Motto „Gemeinsam stark“.
Es ist fast schon wahnsinnig innerhalb eines Tages gleich drei Blogpost zu kreieren, da ich den Termin leider fast übersehen habe. Damit breche ich nun meinen persönlichen Rekord, und das als vollkommener Neuling im Reich der Blogger.

Wie dem auch sei. Das dritte und letzte Thema lautet „Tiere und Behinderung“. Mein erster Gedanke war: Tiere mit Behinderungen. Doch dann las ich die Themaleitfragen darunter und wusste, dass es doch „nur“ um Menschen mit Behinderungen geht, die Hilfe durch Tiere erhalten. Aber mein erster Gedanke hat mir nun so gut gefallen, dass ich dazu einen Blogpost verfassen will. Man legt ja immer soviel Augenmerk auf den Menschen, aber auch Tiere leiden sehr unter diversen Behinderungen. Daher folgt nun eine auf Wahrheit basierende Geschichte:

Als Teenager hatte ich lange Zeit über Ratten als Haustiere. Um sie auch artgerecht zu halten, investierte ich viel Zeit und auch für damalige Verhältnisse für mich ein halbes Vermögen in den Bau eines großen Käfigs. Denn die Käfige aus dem Zoohandel sind meist viel zu klein für ein Rattenrudel von bis zu 10 Ratten. Das ist reinste Tierquälerei diese Nager in solch kleine Käfige zu stecken.

Ich begann später ebenso eine kleine kontrollierte Zucht. Damit das alles auch funktionierte, hatte ich dann natürlich noch mehr ähnlich große Käfige zur Verfügung. Dadurch kam ich mit vielen Persönlichkeiten in Kontakt. Vom sozialen Verhalten und Erscheinen her sind Ratten dem Menschen sehr ähnlich. Es gab Ratten, die lieber ruhíg waren und Ratten, die eben auch sehr dominant waren. Manche erkämpften sich das Privileg, den höchsten Punk im Käfig alleine genießen zu dürfen. Andere Ratten erinnerten mich sehr an mich selbst – die waren so clever, dass sie herausfanden, wie sie den speziellen selbst gebauten Drehverschluss des Käfigs aufbekommen. Ich dachte, das sei unmöglich, da man den nur von außen bedienen kann. Ich weiß bis heute nicht, wie die das geschafft haben, aber Fakt ist, dass sie jedes mal, wenn ich nach Hause kam, frei im Zimmer herumliefen und die Käfigtür offen stand.

Ich modifizierte darauhin den Drehverschluss so, dass man ihn nur noch mit viel Kraftaufwand öffnen konnte. Diese Kraft konnten sie dann nicht mehr aufbringen. Ich hatte nichts dagegen, wenn sie frei im Zimmer herumliefen, aber ohne Aufsicht war das eben auch gefährlich für sie. Ratten knabbern gerne Kabel an. Sofern sie jedoch in ein Stromkabel reinknabbern, ist das eben lebensgefährlich. Daher war es wichtig, dass sie im Käfig sind, wenn ich nicht zuhause bin.

Doch die Cleveren unter den Ratten fanden andere Wege aus dem Käfig zu gelangen. Eine machte sich so schlank wie ein Eierkuchen und kletterte durch eine Gitteröffnung zwischen Gitter und Wand in die Freiheit. Dieser Anblick war einfach nur lustig. Natürlich befreite ich sie dann, damit sie sich nicht verletzt oder gar erstickt, und machte diese Öffnung zu.

Was diese Ratten anbelangt, sollten wir uns ein Vorbild an ihnen nehmen, denn egal wie schwierig dieser Ausbruch aus dem Käfig auch war, sie haben immer Wege gefunden, irgendwie diese Barriere des Käfigs zu überwinden.

Doch es gab auch eine ganz besondere Ratte, die ich sehr intensiv beobachtet habe. Es war eine kleine zierliche Dame. Ich bemerkte, dass sie sich nicht dem Rudel anschloss. Wenn ihre Schwestern kamen, wurde sie aggressiv, fauchte und trieb sie weg von sich. Ich wusste nicht, was sie hatte, was ihr Problem war, aber ich habe sie zuerst einmal in ihrem Verhalten beobachtet, um sie eben besser kennen zu lernen.

Nach einiger Zeit der Beobachtung wollte ich sie dann aus dem Käfig nehmen. Da sie noch sehr jung war, hatte ich sie vorher noch nicht zu mir genommen. Aber ab einem gewissen Alter nahm ich jede Ratte zu mir, was im Grunde auch jede Ratte sehr genoßen hat.

Nun, als ich nach ihr greifen wollte, um sie sanft in meine Hände zu nehmen, fauchte sie auch bei mir. Da wusste ich sofort, dass sie große Angst hat, obwohl ich ihr nichts getan hatte. Ich lenkte sie dann mit der anderen Hand ab, und nahm sie mit meiner rechten an der Schwanzwurzel, da ich nicht scharf darauf gewesen bin, gebissen zu werden. Als ich sie so auf dem Käfig herausbringen konnte, geschah etwas erstaunliches.

Sobald sie von ihren Schwestern weg war, wurde sie sehr zahm, wie jede andere Ratte auch. Ich konnte sie streicheln und sonst wie verwöhnen. Sie war ganz ruhig und zahm in meinen Händen. Sie fühlte sich bei mir geborgen und in Sicherheit.

Ich nahm sie in den folgenen Tagen mit der selben Methode immer wieder zu mir, damit sie mich erstmal gut kennenlernt und diese Angst in meiner Obhut vollkommen verliert. Ich wollte ihr aber helfen, weil ich wusste, dass sie irgendeine Behinderung hatte. Vielleicht Autismus oder Soziophobie? Das weiß ich nicht, aber ich war fest entschlossen, ihre Probleme mit ihren Schwestern irgendwie zu lösen. Daher nahm ich nach einiger Zeit neben ihr auch noch eine weitere Ratte zu mir. Beide durften in meinen Ärmel, was bislang jede Ratte sehr liebte.

Anfangs reagierte sie auf die andere genauso wie im Käfig. Ich trennte sie wieder und nahm sie auf meinen Schoß, um sie besser im Blick zu haben. Dort versuchte ich sie zu beruhigen und ihr zu vermitteln, dass sie bei mir in Sicherheit ist. Nach einigen „Therapiestunden“ gelang es mir, dass sie zumindest bei mir andere Ratten akzeptiert. Später zeigten sich auch im Käfig nach und nach kleinere Erfolge. Letztendlich hatte diese Geschichte auch ein Happy End. Zuletzt lag sie zusammen bei den anderen in einem an sich viel zu kleinen Häuschen, aber diesem Rudel schien es eben zu gefallen, eng beieinander und übereinander zu kuscheln und zu schlafen.

Nicht nur wir Menschen haben Probleme und Behinderungen. Genauso wie es sehr clevere, schüchterne, dominante, und andere Menschen gibt, gibt es auch Rudeltiere, die sich durch jene Wesensmerkmale voneinander unterscheiden. Das habe ich bei meinen geliebten Ratten auch ganz eindeutig erlebt. Das besondere war für mich letztendlich die eine kleine zierliche Rattendame, von der ich gerade schrieb. Sie hatte definitiv eine seelische Behinderung, die es ihr anfangs unmöglich machte, sich in das Rudel zu integrieren. Sie war ausgegrenzt und ließ keinen friedlichen Kontakt mit ihren Schwestern zu. Warum? Das weiß ich bis heute nicht. Sicher ist aber, dass sie durch meine Hilfe ihre großen Ängste überwinden konnte und am Schluss Teil ihrer Rattengesellschaft wurde.

Wenn wir Menschen uns ebenso gegenseitig in diesem Maße helfen würden, dann heilt man zwar keine Behinderungen damit, aber wir ermöglichen unseren Mitmenschen am Leben Teil haben zu dürfen und zu können. Wir machen die Welt um ein Stück weit besser und lindern das Leid auf unserem Planeten, wenn wir eben gemeinsam stark sind und uns gemeinsam für eine bessere Welt einsetzen.

Nun schließt die Augen, und denkt mindestens eine Sekunde lang über euch selbst und eure Mitmenschen nach.

 

Dies ist ein Beitrag, welcher dem Thema der Blogger Thementage gewidmet ist.       Vielen Dank an Aleksander für dieses tolle Projekt!

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